8
schwand aber dieser Unterschied nach und nach gänzlich und es wer-
den daher die Einwohner nur im allgemeinen Sikuler genannt.
Die Inseln Sardinien und Korsika wurden von den Rö-
mern, die sich derselben nach dem ersten punischen Kriege bemäch-
tigt hatten, ausgebeutet und erhielten für ihre Lieferungen von Ge-
traide, Salz, Honig und Sklaven auch Kuuststraßen, Amphitheater
und Wasserleitungen. Die Sarden und Korsen nahmen zwar die
lateinische Sprache an und ihre jetzige Volkssprache ist eine miß-
gestaltete Tochter der schon in der Römerzeit eingeführten lateini-
schen , demohngeachtet wurden die Bewohner beider Inseln nie
vollkommen romanisirt und für römische Bildung und Gesittung ge-
wonnen. *
Sivnfstdinj Das Gebiet Karthago's, seit 146 v. Chr. die römische Pro-
m vinz Afrika und 46 v. Chr. durch das östliche Numidien vergrößert,
war bei der Nähe Italiens ein für die Verpflanzung römischer Bil-
dung sehr fruchtbarer Boden, jedoch mit einer Nachbarschaft von
Barbaren, die in ihrer Rohheit beharrten und von ihren Berg-
schluchten aus beständig Raub und Verwüstung drohten und nicht
selten übten. Von den Römern wurde nichts gespart, um ihre Kul-
turformen nach Afrika zu verpflanzen. In den punischen Kriegen,
in dem jugurthinischen und in Cäsars afrikanischem Kriege waren eine
Menge Orte zu Grunde gegangen; aber diese wurden großentheils
wieder hergestellt und außerdem eine Menge neuer angelegt und als
römische Kolonien bevölkert. Darauf waren schon C. Gracchus und
Cäsar bedacht, später Augustus, Claudius, Vespasianus und Sept.
Severus dafür thätig. Die Blüthe der Provinz Afrika nahm zu
bis ins vierte Jahrhundert, und das Land war noch zur Zeit des
Einzugs der Vandalen wie ein Garten. Der Kaiser Sept. Seve-
rus, welcher in Groß-Leptis geboren war, machte aus dem Küsten-
strich an den Syrten eine eigene Provinz, die von den drei Haupt-
orten, Groß-Leptis, Oea und Sabrata, den Namen Tripolis er-
hielt, welcher auf die bei den Trümmern von Sabrata erbaute Stadt
Tripolis übergegangen ist. Von allen Städten des westlichen Nord-
afrika wurde das neue Karthago, welches von Augustus nach Cä-
sars Plane angelegt war, bald die erste und im dritten Jahrhun-
dert eine so ansehnliche Stadt, daß sie mit Alexandria um den
nächsten Platz nach Rom wetteifern konnte. Zu Plinius Zeit gab
es in der Provinz Afrika 6 römische Kolonien, 15 Municipien, 30
freie Städte. Von vielen dieser Städte sind Trümmern übrig,
die auf ihre vormalige Stattlichkeit schließen lassen. Der Blüthe
des städtischen Lebens entsprach der Anbau des Bodens, dessen Er-
trag so reichlich war, daß die Provinz Afrika für die erste Korn-
kammer Roms galt. Mehrere angesehene römische Familien hatten
dort Landgüter erworben, und zur Sicherstellung gegen die Anfälle
der Nomaden pflegten auch die Villen befestigt zu sein. Jedoch
diente nur eine einzige Legion zur Besatzung der Landschaft; leichte
Cohorten waren besser zu dem Kampfe mit den Nomaden geeignet;
auch ließen sich die Stammhäupter der Barbaren gegen einander
gebrauchen und späterhin finden sich auch aus Eingeborenen gebil-
dete Legionen.
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Extrahierte Personennamen: Cäsars C._Gracchus Cäsar Augustus Claudius Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Korsika Afrika Numidien Italiens Afrika Afrika Groß-Leptis Tripolis Karthago Alexandria Rom Afrika
474
Die kreische
Lnsiedlung.
Lavinium.
Älba.
werbe getriebene gewinnreiche Seeräuberei brachten der gebietenden
Kaste großen Reichthum. Dieser aber hatte Prachtliebe und Hossär-
tigkeit, Verweichlichung und Sittenverderbniß zur Folge. Die prie-
sterlich adeligen Herren liebten die Freuden der Tafel, die Barbarei
blutiger Kampfspielc, die orientalische Pracht des Hauswesens und
die rauschenden Genüsse des Tanzes und der Musik. Die Kraft des
Abels erlag der sittlichen Entartung, zumal da'kein freier Bürger-
und Bauernstand erfrischend und kräftigend auf den Adel wirkte.
Die Erschlaffung geschah um so schneller, weil das streng hierar-
chische Negierungssystem sich nicht nach den Bedürfnissen der Zeit
mildern ließ. Noch ehe Rom sich zu einer für seine Nachbarn ge-
fährlichen Größe erhoben hatte, war die Kraft der Etrusker gebro-
chen. Während der römischen Königszeit zeigte sich das etruskische
Volk als ein gefährlicher Feind des jungen Staates.; später erscheint
es im Vergleich mit anderen italischen Völkern als eine unkräftige
Nation. Noch früher als Latiner und Samniten mußten sich die
Etrusker unter das römische Joch beugen.
Eine alte Ueberlieferung berichtete, daß ein Theil der Troer
Troja's Untergang überlebt und unter Aeneas Leitung ein neues
Troja gegründet habe. Und als nun Rom große Macht erlangt
hatte, da war in Italien und sogar außer seinen Grenzen der
Glaube verbreitet, daß in der Tiberstadt jene Verheißung ihre Er-
füllung gefunden habe. Mit seinem vom Blitz gelähmten Vater
Anchises, mit den irdenen und steinernen Götterbildern und 600
'Troern besteigt Aeneas ein Schiff, um neue Wohnsitze zu suchen.
Das Schiff geleitet der Stern der Venns, der auch bei Tage nicht
erbleicht und erst verschwindet, als an dem laurentischen Ufer das
Ziel der Fahrt erreicht ist. Aeneas erkennt dies Zeichen seiner gött-
lichen Mutter, und als er das Ufer betritt, bestätigen- ihm neue
Zeichen, daß er das Land der Verheißung erreicht hat. Die erste
Ansiedelung ist ein festes Lager, 4 Stadien vom Meere entfernt
und Troja genannt. Damals herrschte zu Laurentum über das Volk
der Aboriginer der mächtige König Latinus; neben ihm als lästiger
Nebenbuhler über das ganze Uferland von Ardea bis Circeji Tur-
nus über Rutnler und Aurunker. Aeneas steht dem Latinus im
Kampfe gegen Turnus bei, erhält von Latinus einen Landstrich zwi-
schen Laurentum und seinem ersten Lager und die Hand der Königs-
tochter Lavinia und gründet die Stadt Lavinium. In erneutem
Kampfe fallen Turnus und Latinus, und Aeneas herrscht nun drei
Jahre unangefochten über Latiner und Rntuler. Turnus, der Ru-
tulerfürst zu Ardea, war ein tyrrhenischer Lehnsfürst gewesen/ und
auch Latinus hatte in Abhängigkeit von den Tyrrhenern gestanden.
Alles Land von den Sümpfen des Mineius in Öberitalien bis nach
Kampanien war den Tyrrhenern unterlhänig, und der Mittelpunkt
der tyrrhenischen Macht war Cäre. Hier herrschte als Gebieter des
großen tyrrhenischen Reiches Mezentius. Die Kämpfe des Latinus
gegen Turnus scheinen die Befreiung Latiums vom tyrrhenischen
Joche zum Zwecke gehabt zu haben. Auch nach dem Tode der bei-
den Könige erneuerten sich die Kriege, Aeneas stellt sich an die Spitze
der nach Freiheit ringenden Latiner, Mezentius fällt im Kampfe
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Extrahierte Personennamen: Älba Lavinia
Extrahierte Ortsnamen: Rom Italien Troja Kampanien
475
und es gelingt das tyrrhenische Joch abzuschütteln; die Tiber wird
als Grenze zwischen Latium und Etrurien festgesetzt. Nach des
Aeneas Tode gründete sein Sohn Askanius die Stadt Alba, wäh-
rend in Lavinium, wo die Penaten, die troischen Götter, verblieben,
Lavinia regierte. Die junge Stadt Alba gelangte rasch zu Macht
und Ansehen und unterwarf sich die latiniseben Städte. Es sandte
Theile seiner eigenen Bürgerschaft in die unterworfenen Orte und
sicherte sich dadurch nicht nur die Herrschaft, sondern verminderte
auch seine unbegüterte Volksmasse und bereicherte seine ärmeren
Bürger auf Kosten der Unterworfenen. Dreißig Orte, die dreißig
albanischen Kolonien genannt, gehorchten als Unterthanen dem Herr-
scherworte Alba's. Außerdem standen aber auch noch andere latini-
sche Städte zu Alba in verschiedenen Verhältnissen der Abhängigkeit.
In Alba regierten Könige, die Nachkommen des Aeneas; die Ge-
meinde. zerfiel in edle Geschlechter und das Volk, in Patricier und
Plebejer. Askanins vereinigte in seiner Person die höchste weltliche
und priesterliche Würde, er war König und Oberpriester zugleich.
Nach seinem Tode stritten sich um den Thron sein Sohn Julus,
Aeneas Enkel, und Silvins, Aeneas nachgeborner Sohn von der
Lavinia. Das Volk entschied zu Gunsten des Silvius; dieser erhielt
die Königsgewalt, Julus das Oberpriesterthum. Das hieratische
Königthum wird in zwei Bestandtheile aufgelöst, die weltliche und
die geistliche Macht in verschiedene Hände gelegt. Nach dieser Tren-
nung ninimt das Pontifikat die zweite Stelle ein; der Oberpriester
ist aber der nächste nach dem König und sein Verwandter. Drei
Jahrhunderte regierten die Nachkommen des Silvius in Alba; mit
Numitor und Amulius schloß sich die Reihe der albanischen Könige,
und ein jährlich gewählter Diktator trat an die Stelle des Königs.
Das albanische Reich scheint stch von der Tiber im Norden bis nach
Circeji im Süden, von Laurentum im Westen bis in die Querthäler
der Apenninen im Osten erstreckt zu haben. Zu dem albanischen
Reiche gehörten die Städte: Tibur, Bola, Präneste, Kora, Pometia,
Satrikum, Kameria, Medullia, Lavinium, Laurentum, Aricia, Tel-
lene, Tuskulum, Labiknm, Skaptia und Gabir. Zur Gründung
ihrer Städte wählten die Latiner gewöhnlich solche Punkte, an de-
nen sich eine Burg auf einer Höhe anbringen-ließ, am liebsten iso-
lirt stehende Tushügel, deren Plateaus, um sie unzugänglicher zu
machen, an den Seiten künstlich abgeschrofft wurden. Auch suchte
man solche Hügel aus, die am Zusammenstusse zweier Gewässer la-
gen. In der latinischen Baukunst ist der altgriechische oder pelas-
gische Charakter nicht zu verkennen. Alle altlatinischen Städte,
von denen sich noch Ueberreste finden, zeigen jene riesigen, aus Po-
lygonen Steinen zusammengesetzten, sogenannten cyklopischen Mauern,
welche in Quadratform das Pomörium umschließen.
Von dem großen Gebiete, welches Alba beherrschte, ging zur
Zeit von Roms Gründung das Meiste an die Sabiner, Etrusker,
Aequer, Volsker und Herniker verloren. Die Volsker besetzten die
ganze südliche Mark des albanischen Reiches, die Ebene, welche sich
zwischen dem tyrrhenischen Meere und der äußersten Parallelkette
der Apenninen von den südlichen Abfällen des Albanergebirges bis
Volsker,
Lcrniker,
Aequer, Sa-
biner.
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Extrahierte Personennamen: Lavinia Askanins Lavinia Kora
479
fer, von Osten die Sabiner, von Süden die Volsker, Aequer und
Herniker und eroberten eine latinische Stadt nach der andern. In
der Mitte feindseliger Völker wurde wie eine drohende Feste Nom
erbaut, leistete hier der rohen Kraft der Gebirgsbewohner, dort den
an Bildung überlegenen Etruskern kräftigen Widerstand und rettete
latinische Sitte, Sprache und Bildung vor dem Untergang. Die
ersten Bewohner Roms waren Hirten und Ackerbauern unter Füh-
rung eines kriegerischen Adels. Auf allen Seiten von feindlichen
Völkern umgeben, nahmen sie vieles von den Nachbarvölkern an,
um jedes mit gleichen Waffen zu bekämpfen. Die Gefahr und Noth
drängte zur raschen Entwickelung; die Wohlfahrt des Staates galt
für das höchste Gesetz. Unter Kämpfen und Mühen, in strenger
Zucht und im Dienst des Vaterlandes entwickelte sich das römische
Volk, nüchtern, arbeitsam und rauh an Sitten, abergläubig, that-
kräftig und gehorsam dem Gesetz.
Der vierzehnte in der Reihe der albanischen Könige war Nu-
mitor, welcher von seinem jüngeren Bruder Amulius des Thrones
beraubt wurde. Amulius ließ zwar seinen Bruder am Leben, tö-
dete aber dessen einzigen Sohn und ließ dessen Tochter, Rhea Sil-
via , unter die Priesterinnen der Vesta aufnehmen, welche un-
vermählt bleiben mußten. Der Kriegsgott Mars erzeugte aber mit
der Rhea Silvia Zwillingssöhne, den Romulus und Remus. Die
Mutter wurde wegen des gebrochenen priesterlichen Gelübdes «im
Anio ertränkt, die Kinder in einer Mulde in den Fluß gesetzt. Sie
wurden in die Tiber hinabgeschwemmt und an die Wurzeln eines
Feigenbaums getrieben. Eine Wölfin ernährte die wimmernden
Kleinen an ihren Brüsten, bis Faustulus, der Oberhirt des Amulius,
sie fand und in sein Haus trug, wo seine Gattin, Aeca Laurentia,
sie als ihre Kinder auferzog. Als Jünglinge zeichneten sie sich durch
ihren Muth vor allen Hirten aus und erwarben sich in den Käm-
pfen mit Räubern und wilden Thieren einen so großen Ruf, daß
sie bei allen Unternehmungen zu Führern gewählt wurden. Das
Glück machte sie immer kühner, aber auch übermüthig. In einem
Streite mit den Hirten des Numitor wurde einst Remus gefangen
und vor Numitor gebracht. Dieser ahnete, von einer eigenthüm-
lichen Empfindung ergriffen, die Herkunft des jungen Mannes, und
der herbeieilende Faustulus bestätigte ihm seine Vermuthung. Hierauf
kehrte auch Ramulus zu seinem Großvater zurück, und die beiden
jungen Männer beschlossen die ihrer Familie widerfahrene Schmach
zu rächen; sie erstürmten mit ihren Genossen die Burg des Amulius,
tödeten den Thronräuber und setzten ihren Großvater wieder als
König von Alba Longa ein. Kaum war in Alba die Ruhe wieder
hergestellt, als Romulus und Remus den Gedanken faßten, eine
neue Stadt zu gründen. Numitor gab seinen Enkeln ein Stück
Land in der Gegend, in welcher sie gefunden worden waren, und
Theilnehmer und Genossen fanden sich in großer Zahl. Aber schon
über die Wahl des Ortes entstanden Streitigkeiten unter den Brü-
dern. Dem Romulus schien der Palatinus als der Ort ihrer Ret-
tung die geeignete Stelle; Remus gab dem Aventinus als dem grö-
ßeren und der Tiber näher gelegenen Berge den Vorzug. Man
kam überein, den Göttern die Entscheidung zu überlassen. Nomulus
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483
„en. Er übertrug das Gericht zwei Richtern (Questores parricidii),
und von diesen wurde Horatius zum Tode verurtheilt. Er appellirte
aber an die Volksversammlung, und diese milderte aus Rücksicht auf
seine dem Vaterlande geleisteten Dienste und auf Fürbitten seines
Vaters den Spruch. Zwei Pfähle wurden in die Erde eingesenkt
und durch einen Querbalken verbunden. Unter diesem Joche mußte
Horatius wie ein besiegter Feind hindurchgehen. Der Mord wurde
durch Qpfer gesühnt, der Juno Sororia und dem Janus Curiatius
zwei Altare errichtet und dem horatiscken Geschlechte auferlegt, auf
diesen jährliche Sühnopfer darzubringen.
Nach dem glücklich beendigten albanischen Kriege wandte sich
Tullus Hostilius gegen die Fidenaten und Vejenter, und der alba-
nische Diktator Mettus Fuffetius leistete ihm dabei als Unterthan
die Heeresfvlge, verband sich aber insgeheim mit den Feinden. Beim
Beginne der Schlacht zog sich Fuffetius auf eine Anhohe zurück, um
sich nach dem Ausgange des Kampfes für die eine oder andere Par-
tei zu entscheiden. Tie dadurch erschreckten Römer beruhigte der
Zuruf des Tullus Hostilius, daß der Rückzug der Albaner auf seinen
Befehl geschehe, um die Feinde zu umgehen. Als sich der Sieg für
die Römer entschied, griff auch Mettus Fuffetius die stichenden Feinde
an. Am folgenden Tage rief Tullus Hostilius beide Heere unbewaff-
net zusammen, angeblich um die Belohnungen auszutheilen. Die
Albaner wurden von den Römern, welche ihre Schwerter unter den
Kleidern versteckt hatten, umstellt, und dann verkündete ihnen der
König, daß Alba Longa als ein Sitz der Verrätherei dem Boden
gleich gemacht, Mettus Fuffetius, weil er treulos zwischen den Rö-
mern und deren Feinden geschwankt, von Pferden zerrissen, alle Al-
baner aber nach Rom versetzt werden sollten. Alba Longa wurde zer-
stört, die Bewohner nach Rom verpstanzt und ihnen dort der cölischehügel
als Wohnsitz angewiesen. Die folgende Negierungszeit des Tullus
Hostilius erfüllen glückliche Kriege gegen die Fidenaten, Vejenter
und Sabiner. Zuletzt aber wandten die Götter wegen Vernachläs-
sigung ihres Dienstes ihre Gunst von ihm; Steinregen, Seuchen
und eine schwere Krankheit des Königs zeigten den göttlichen Zorn.
Als sich Tullus Hostilius nun mit ängstlicher Sorgfalt den versäum-
ten religiösen Pstichten zuwandte und eines Tages Jupiter durch
geheimnißvolle Ceremonien beschwören wollte, dabei aber ein Ver-
sehen beging, wurde er mit Weib und Kindern von dem erzürnten
Gotte durch einen Blitzstrahl getödet (642 v. Chr.).
Nun wurde Ancus Marcius, ein Tochtersohn des Numa Pom-
pilius, zum König erwählt. Er brachte den vernachlässigten Dienst
der Götter zu neuem Ansehen, führte aber auch glückliche Kriege,
hauptsächlich mit den Latinern. Er besiegte die Latiner, eroberte
einige ihrer Städte und siedelte die Bewohner auf dem aventinischen
Hügel an. Auch Fidenä wurde von ihm erobert; Veji erlitt eine
Niederlage und mußte das Land um die Mündung der Tiber den
Römern abtreten. Ancus Marcius legte daselbst Ostia, den Hafen
von Rom an. Auch faßten die Römer auf der rechten Seile der
Tiber festen Fuß; Ancus befestigte den daselbst gelegenen Hügel
Janiculum und verband ihn durch eine hölzerne Brücke mit der
Stadt. Ancus zeigte eine große Sorge für die bürgerlichen Ver-
31 *
Ancus Mar-
cius und
Tnrquinius
Pciscus.
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486
der in die Aelteren und Jüngeren, und aus den Aelteren einer jeden
Gens wurde von dem König Einer zum beständigen Abgeordneten
im Senate, aus den Jüngeren ein Celer oder Ritter gewählt. Der
Senat zählte also nach der Vereinigung der drei Stämme
300 Mitglieder, und gleich groß war die Zahl der Celeres, welche
im Kriege als Ritter dienten und aus denen nach zurückgelegtem
Dienstalter die Senatoren ergänzt wurden. Jede Curie und jede
Gens bildete unter einem eigenen Namen eine erbliche, geschlossene
Verbindung. Die Mitglieder waren außer durch die Theilnahme
an den gemeinsamen Opfern der Gens auch noch durch'rechtliche
Verhältnisse eng verbunden. ,
Die in Tribus, Curien und Gentes eingetheilten ältesten Be-
wohner Roms bildeten die eigentliche Bürgerschaft (populus Roma-
mis), welche, weil nur aus ihnen die Senatoren (paires) gewählt
werden durften, Patricii genannt wurden. Neben diesem ?opulu8
gab cs im ältesten Rom nur die von ihren Patronen abhängigen
und aus den unterworfenen Bewohnern jener Gegenden und aus
freigelassenen Sklaven bestehenden Klienten oder Hörigen. Der
Patron mußte seinem Klienten in allen Angelegenheiten hülfreich
sein und ihn vor Gericht vertreten; der Klient dagegen mußte den
Patron, wo er konnte, unterstützen, die diesem auferlegten Geldbu-
ßen bezahlen, ihn und die Seinigen ans der Gefangenschaft loskau-
fen, zur Ausstattung seiner Töchter beisteuern und ihm ungewöhnliche
Ausgaben bestreiten helfen. Das Verhältniß zwischen dem Patron
und Klienten war, durch die Religion verstärkt, heiliger als das
zwischen Verwandten.
Nachdem die Römer einzelne der umliegenden Städte unter-
worfen hatten, wurden die besiegten Bewohner dieser Ortschaften
zum Theil nach Rom verpflanzt und ihnen Aecker und Wohuplätze
angewiesen. Sie blieben als ein nach Kriegsrecht unterworfenes
Volk unter dem Schutze des Königs, wurden zwar Bürger, aber
ohne Stimm- und Ehrenrechte, und es fand zwischen ihnen und den
Patriciern nicht einmal Connubium statt, d. h. sie konnten mit die-
sen keine staatsrechtlich gültige Ehen eingehen. Sie bildeten eine
Ackerbau treibende Gemeinde (plebs), welche in die Tribus, Curien
und Gentes nicht aufgenommen war und an der Regierung des
Staates keinen Antheil hatte. Diese von den eigentlichen Bürger-
rechten ausgeschlossenen Plebejer wuchsen nach und nach zu einer
zahlreichen Gemeinde heran, welche in Rom und in der umliegen-
den Landschaft als freie Landeigenthümer und Ackersleute lebten.
Schon Tullus Hostilius hatte eine Vereinigung dieser jüngeren Ge-
meinde mit den Altbürgern zu Stande zu bringen versucht und eine
Anzahl plebejischer Familien unter die Patricier aufgenommen; eine
durchgreifendere Verbindung beabsichtigte später Tarquinius Priscus;
ste gelang aber wegen des hartnäckigen Widerstandes der Patricier
nur zum Theil. Tarquinius vertheilte nämlich einen Theil der Ple-
bejer in die Tribus, Curien und Gentes der Patricier.
An der Spitze des Staates stand der König, welcher dem Se-
nate und der Versammlung der Curien einige Theilnahme an der
Regierung gestaltete. Der König war das Haupt des Staates und
des Heeres, und das ihm vom Volke verliehene Imperium begriff
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4si
nach dem Tausend des Kapitals der Einzelnen berechnete Abgabe.
Nach Beendigung der Schätzung versammelte sich das ganze Volk,
in seine Centurien eingetheilt, auf dem Marsfeld, wo ein feierliches
Sühn- und Reinignngsopfer gebracht wurde. Die von Servius
Tullius auf die Eiutheilung in Klassen und Centurien begründete
Volksversammlung (Comitia centuriata) sollte gleichsam eine Ver-
sammlung sämmtlicher Burger sein, welche das Vaterland mit den
Waffen' vertheidigten. Die Stelle, welche jeder Bürger in der
Schlachtordnung einnahm und die Höhe seiner Vermögensschätzung
bestimmten seinen Einfluß in der Versammlung. Das in den Cen-
turialcomitien versammelte Volk bot den Anblick eines versammelten
Heeres dar. Nachdem der König oder der an seiner Stelle die Co-
mitien berufende Magistrat die Auspicien beobachtet hatte, ließ er
das Volk durch Hornisten zusammenberufen. Dieses erschien bewaff-
net auf dem Marsfelde, und zwar in Centurien geordnet, unter
den Centurionen und Feldzeichen. Der König saß auf dem curuli-
schen Stuhl und verrichtete, ehe er seinen Vortrag hielt, ein Gebet,
welches ihm der Augur vorsagte. Darauf folgten die Verhandlun-
gen, welche an der Stelle der Curiatcomitien die Entscheidung über
einen zu unternehmenden Krieg, die Wahl des Königs, die Annahme
oder Abschaffung der Gesetze und das Nichteramt über Kriminalver-
brechen gegen den Staat zu Gegenständen hatten. Dabei waren
aber die Centuriatcomitien bei neuen Gesetzen auf die Anträge des
Senates und bei der Wahl des Königs auf die Person beschränkt,
welche ihnen der Senat nach der Vorwahl der Jnterregen vorschlug.
Neben den neu eingerichteten Centuriatcomitien ließ Servius
die Versammlung der Curien noch fortbestehen, und ihnen kam es
hinfort zu, die Beschlüsse der Centuriatcomitien über Gesetze und
Wahlen nach angestellten Auspicien zu bestätigen und den erwählten
König in die ihm übertragene Würde einzusetzen. So bildeten auch
ferner die Patricier in den Curien und dem Senate eine abgeschlos-
sene und bevorrechtete Gemeinde, von welcher selbst die Cenluriat-
comitien durch die Auspicien und durch die heiligen Gebräuche ab-
hängig waren. Denn die Patricier allein, durch ihre Abstammung
mit den Gründern des Staates verwandt, rühmten sich der beson-
deren Gunst der Götter, welche ihnen in den Himmels- und ande-
ren Zeichen ihren Willen kund thäten. Nur Mitglieder ihrer Ge-
meinde nahmen bei eingetretenem Todesfälle des Königs Theil am
Interregnum.
Entsetzlich ist die Erzählung von dem Ende des Servius Tul-
lius. Er hatte keine Söhne und nur zwei Töchter, welche beide
Tullia hießen. Er vermählte sie mit den beiden Söhnen oder, nach
anderen Nachrichten, den beiden Enkeln des Tarquinius Priscus,
von welchen der ältere, Lucius Tarquinius, später den Beinamen
Superbus erhielt, der jüngere aber Arnns Tarquinius hieß. Die
beiden Töchter des Servius waren ebenso wie die beiden Schwie-
gersöhne sehr verschiedener Gemüthsart, und Servius hatte, damit
der wilde Sinn durch die Einwirkung des ehelichen Verkehrs fick)
mildere, die entgegengesetzten Charaktere mit einander verbunden.
Der stolze, hoffärtige, jedes Verbrechens fähige Lucius Tarquinius
war mit der sanften und frommen älteren Tullia, der milde, redliche
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Extrahierte Personennamen: Servius
Tullius Servius Servius_Tul- Lucius_Tarquinius Servius Lucius_Tarquinius
493
gewünschten Unterwerfung; es wurde bestimmt, daß das Oberhaupt
des römischen Volkes bei dem jährlichen Bundesfeste auf dem alba-
nischen Berge das Opfer darbringen sollte, und dadurch wurde Rom
als Haupt des latinischen Bundes anerkannt und die Verbindung
durch die Religion geweiht. Siebenundvierzig Städte beschickten
das Fest, welches den Namen der latinischen Feiertage (feriae lati-
nae) erhielt. Auch wurden die römischen Legionen seitdem nicht
nur aus den Römern, sondern auch aus den Bundestruppen der
Latiner zusammengesetzt.
Targuinius erweiterte seine Macht durch glückliche Kriege; er
besiegte die Volsker, legte in deren Lande einige Kolonien an und
führte viele Gefangene und unermeßliche Beute nach Rom. Auch
die Sabiner mußten sich dem römischen Könige unterwerfen und
wurden ihm zinsbar. Dann wandte sich Targuinius gegen die la-
tinische Stadt Gabii, weil diese sich weigerte die römische Ober-
herrschaft anzuerkennen. Mehrere Jahre leistete die gut befestigte
Stadt erfolgreichen Widerstand, bis sie durch eine schändliche Hin-
terlist in die Gewalt des Targuinius fiel. Mit blutigem Rücken erschien
Sertus Targuinius, der Sohn des Königs, vor dem Thore von
Gabii und bat um Aufnahme, indem er vorgab, sein Vater habe
ihn wegen eines geringen Vergehens mißhandeln lassen. Tie Ga-
biner schenkten ihm Glauben und stellten ihn an die Spitze kleiner
Schaaren. Durch glückliche Ausfälle, bei welchen er nach getroffener
Verabredung mit seinem Vater die römischen Truppen besiegte, stieg
er immer höher und wurde endlich zum Oberbefehlshaber ernannt.
Jetzt frug er durch einen Boten seinen Vater, was er weiter thun
solle. Targuinius führte den Boten in den Garten, schlug vor sei-
nen Augen die höchsten Mohnküpfe ab und entließ ihn dann ohne
Antwort. - Sextus verstand den Wink seines Vaters; er verdächtigte
und beseitigte die angesehensten Bürger. Es entstand Mißtrauen
und Spaltung in der Stadt, und Gabii fiel durch einen nächtlichen
Ueberfall in die Gewalt der Römer.
Wie schon der ältere Targuinius, so hat auch Targuinius Su-
perbus nicht nur durch Kriege und Eroberungen, sondern auch durch
bedeutende Bauten seinen Namen groß gemacht. Das großartigste
seiner Bauwerke war der kapitolinische Tempel, dessen Bau bereits
der ältere Targuinius begonnen und Servius Tullius wahrscheinlich
fortgesetzt hatte. Auf einem hohen Unterbau von 800 Fuß im Um-
fang war der Tempel im etruskischen Stile aufgeführt. An der
Vorderseite, die gegen Mittag gerichtet war, erhob sich eine drei-
fache, und an jeder der beiden Seiten eine doppelte Reihe von
Säulen. Der mittlere Raum enthielt drei Heiligthumer, das mitt-
lere war für den Jupiter, das zur Linken für die Inno, das zur
Rechten für die Minerva bestimmt, alle drei unter derselben Dachung.
Indem der König den Bau zu Ehren des höchsten Gottes mit Ernst
und Eifer betrieb, beschwichtigte er für den Augenblick die Stimme
seines Gewipens. Eine seltsame Begebenheit bestärkte ihn in dem
Glauben, daß die Götter seiner Herrschaft ihre Huld zugewendet
hätten. Eines Tages erschien im Palaste des Königs ein fremdes
Weib, welche neun Bücherrollen für einen sehr hohen Preis zum
Verkauf anbot. Mit ihrer ungemessenen Forderung abgewiesen,
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Extrahierte Personennamen: Sertus_Targuinius Servius_Tullius Ernst
Diereligion.
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Feinde eine dichte Masse von Speeren entgegenstreckten. Die Reiterei
und die Leichtbewaffneten standen auf den Flügeln. Die Sitte, daß
der siegreiche Feldherr in feierlichem Triumphzug durch die Stadt
auf das Kapitol in den Tempel des Jupiter zog, führte schon Ro-
mulus ein. Tullus Hostilius verdoppelte die Zahl der Ritter, und
eine nochmalige Verdoppelung nahm Tarquinius Priscus vor, in-
dem er unter Beibehaltung der alten Namen aus deu angeseheusten
Plebejern neue Rittercenturien bildete. Die drei Centurien der
Ramnenses, Tities und Luceres primi umfaßten die alten, die der
Ramnenses, Tities und Luceres secundi die drei neuen Rittercen-
turien.
Die wichtigen Veränderungen des Servius Tullius betrafen
auch das Heer. Er richtete zwölf Rittercenturien ein. Zur An-
schaffung des Streitroßes wurden jedem Diitter 10,Om) Asse aus dem
Staatsschätze und zur Erhaltung desselben jährlich 2000 angewiesen.
Die Mitglieder der fünf Klassen bildeten das Fußvolk, und die,jün-
geren Bürger vom siebzehnten bis zum fünfundvierzigsten Jahre
waren zum Dienste im Felde, die älteren vom fünfundvierzigsten bis
sechzigsten Jahre zur Vertheidigung der Stadt und nur im Noth-
falle zum Dienste im Felde verpstichtet. In der Schlachtlinie bilde-
ten die am vollständigsten bewaffneten Bürger der ersten Klasse das
erste Glied, und hinter ihnen standen der Reihe nach die Bürger
der zweiten, dritten und vierten Klasse. Die Bürger der fünften
Klasse hatten nur Schleudern und Wurfspieße und standen außerhalb
der Schlachtreihe. Durch Tarquinius Superbus wurden die Latiner
in ein so abhängiges Verhältniß von den Römern gebracht, daß
ihre Truppen mit den römischen vereinigt und aus zwei Centurien,
je einer aus jedem Volke, eine Manipel gebildet wurde. Den Ober-
befehl über das Heer hatten die Könige, und diese ernannten auch
die übrigen Befehlshaber.
Mit dem Staate war die Religion unauflöslich verflochten, so
daß das Eine sich nicht entwickeln und ausbilden konnte, ohne zu-
gleich auch das Andere in seinen Fortschritt mit hineinzuziehen. Die
bürgerliche Verfassung der Römer wurzelte in der kirchlichen; aus
dieser zog jene zu einem guten Theil ihre weltüberwiudeube Kraft.
Die beharrliche Festigkeit und Beständigkeit der kirchlichen Einrich-
tungen widerstrebte bis zu einem gewissen Grade auch allen politi-
schen Veränderungen, und indem sie so die Entwickelung des Staa-
tes vor aller Uebereilung bewahrte, verlieh sie demselben eine um so
festere Lebensfähigkeit. Desto unvermeidlicher aber mußte auch die
kirchliche Verfassung wieder den Einfluß der allmälig veränderten
politischen Zustände erfahren und im Fortgänge der Zeit, wennauch
langsamen, doch höchst bedeutenden Veränderungen unterliegen.
Darum ist zwischen der ältesten römischen Stadtgemeinde mibs zwi-
schen der weltbeherrschenden Roma in der späteren Zeit in politi-
scher Rücksicht kein größerer Unterschied, als in religiös-kirchlicher.
So ähnlich die römische Götterlehre in späterer Zeit der griechischen
war, so unähnlich war sie derselben in früherer Zeit; so verächtlich
uns das Religionswesen der entarteten Römer erscheint, so große
Achtung müssen wir in einem gewisten Sinne dem religiös-kirchlichen
h
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aufgeführt, früher von Travertin, später von Marmor, und mit
Statuen, kostbaren Fußböden u. s. w. geschmückt. Seit den Krie-
gen in Macedonieu und Griechenland wurden die Basiliken sehr be-
liebt. Diese Gebäude, deren viele später in christliche Kirchen um-
gewandelt worden sind, bestanden aus mehreren parallel laufenden
Säulenhallen (Portikus). Der in der Mitte liegende Hauptraum
war mit einem überragenden Dache überdeckt. Die Basiliken wur-
den zu allerlei Privat- und Staatsgeschäften benutzt, welche man
sonst im Freien abgemacht hatte, zu Handelsgeschäften, Gerichts-
sitzungen, zu Berathungen u. s. w. Es wurde ein dritter Circus
und mehrere Theater, von Pompejus das erste steinerne, sowie meh-
rere Triumphbögen erbaut. Der Verschönerung Noms war das
Ausplünderungssystem, welches die Römer in den eroberten Ländern -
in Anwendung brachten, in hohem Grade förderlich. Sulla trieb
die Plünderung in's Große und machte in der Geschichte der Stadt
gewissermaßen Epoche. Seit Sulla wurde der Marmor als Bau-
material gewöhnlich. Besonders stieg in dessen Zeit der Luxus und
die Pracht der Privatgebäude mit unglaublicher Schnelligkeit. C.
Jul. Caesar überbot an Aufwand für öffentliche Bauten alle Frü-
heren. Er erweiterte den Circus Maximus upd verwendete 100
Million Sesterzien nur auf den Ankauf der Häuser, welche abgebro-
chen werden mußten, um für die Anlage seines Forum Platz zu ge-
winnen. An der Ausführung eines noch größereu Planes wurde er
durch seinen Tod gehindert.
Die bedeutende Vergrößerung der Stadt und das Wachsthum der
Bevölkerung machte unter Augustus>zur bequemeren Handhabung der
polizeilichen Ordnung eine neue Eintheilung der Stadt nöthig, be-
sonders auch, um gegen die bis dahin häufigen und meist bedeuten-
den Feuersbrünste wirksame Maßregeln ergreifen zu können. Au-
gustus theilte die Stadt in 14 Regionen und jede dieser Regionen
enthielt unter Vespasian durchschnittlich 49, später 22 Straßenquar-
tiere (Viel), welche an den Straßenecken ihre besonderen Kapellen
hatten. Ein Vicus enthielt gegen 230 Wohnhäuser. In Verbin-
dung mit M. Vipsanius Agrippa erwarb sich Augustus um die Stadt
Rom die größten Verdienste, indem er auf eigene Kosten eine Menge
der bedeutendsten Bauten theils zum Nutzen, theils zur Verschönerung
der Stadt aufführen ließ. Seinem Beispiele folgten mehrere vornehme
Römer. So wurde besonders das Marsfeld, wohin man diese öffentlichen
Gebäude verlegte, gleichsam eine neue Stadt, die aus einer zusammen-
hängenden Masse der prachtvollsten Tempel, Theater, von Gebäuden
für die Volksversammlung und Säulenhallen bestand. Tiberius legte
vor dem collinischen und viminalischen Thore das verschanzte Lager
der Prätorianer an und machte damit den Anfang zu einer neuen
Befestigungslinie. Der unsinnige Nero wollte die alten häßlichen
Stadttheile, die eigentliche Siebenhügelstadt in eine neue prächtige
Stadt verwandeln und zündete einen Brand an, der in sechs Tagen
und sieben Nächten die alten und neuen Stadttheile dergestalt ver-
wüstete, daß von vierzehn Regionen nur vier ganz verschont blieben.
Damit ging der größte Theil der Denkmäler des republikanischen
Rom zu Grunde. Nero aber gewann Raum, um sowohl viele an-
dere, mit der unsinnigsten Verschwendung ausgeschmückte Gebäude
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Extrahierte Personennamen: Sulla Sulla M._Vipsanius_Agrippa Augustus Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Macedonieu Griechenland Rom Rom